Rund 30 Hektar werden in Eltville im Auftrag der Stadt mit Weidetieren bewirtschaftet / Beweidung soll wolfssicher möglich sein.
Seit über zwei Jahren ist mit dem Rüdesheimer Rudel der Wolf wieder dauerhaft im Rheingau ansässig. Das Zusammenleben von Mensch und Wolf hat bisher weitgehend gut funktioniert. Zuletzt wurden allerdings drei Schafsrisse in Heidenrod bestätigt. Grund genug für die Eltviller SPD mit einer Initiative in der Stadtverordnetenversammlung dafür zu sorgen, dass die Weidetierhalter im Stadtgebiet ihre Tiere möglichst wolfssicher halten können.
„Der Wolf ist im Rheingau angekommen. Das ist erst einmal eine wirklich gute Nachricht, insbesondere für den Natur- und Artenschutz. Denn der Wolf trägt als eine Art Gesundheitspolizei zur natürlichen Regulierung des Wildes, vor allem bei den Rot- und Rehwildbeständen bei“, sagt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Bachmann,
für den es aber ebenfalls völlig klar ist, dass es mit der Präsenz des großen und historisch hier schon immer heimischen Beutegreifers neue Konflikte geben kann.
„Obwohl der Wolf für den Menschen selbst faktisch keinerlei Gefahr darstellt, kann er für die Weidetierhaltung zum Problem werden, wenn er lernen sollte, dass diese Nutztiere einfacher zu erbeuten sind als Wildtiere“, so Bachmann weiter.
Aus diesem Grund sei es im Rheingau – auch in der größten Stadt Eltville – nun wichtig dafür zu sorgen, dass die Weidetierhaltung möglichst wolfssicher ausgestaltet werden kann. Die Tierhalter sollen dabei mit dieser wichtigen Aufgabe nicht alleine gelassen werden.
Ein funktionierender Herdenschutz sei die entscheidende Antwort auf diese Herausforderung. Gerade das Aufstellen und Freihalten von Elektrozäunen, die dem Wolf lehrten, sich von Weidetieren fernzuhalten, seien hier die wichtigsten Handlungsfelder. Erfahrungen der Weidetierhaltung aus Sachsen und Brandenburg, wo es den Wolf schon seit über 20 Jahren wieder gibt, sei es demnach, ihm möglichst durch hohe elektrische Spannung schmerzhaft klarzumachen, dass Weidetiere nicht auf seinem Speiseplan stünden.
„Die Erfahrungen in der Lausitz zeigen, dass der Wolf die Elektrozäune grundsätzlich nicht überspringt, sondern versucht zu untergraben. Wenn er dabei schon an der untersten Stromlitze des Zauns einen ordentlichen Schlag auf die Schnauze geschossen bekommt, hat sich das Vorhaben nachhaltig für ihn erledigt. Eine hervorragende Lehrstunde für Meister Isegrim“, ist Bachmann aus Erfahrung sicher.
Daher möchte die SPD-Fraktion beschließen lassen, dass die Stadt mit den Weidetierhaltern ins Gespräch kommt, um zu erfahren, welche Unterstützungen dafür erforderlich sind. Grundlage dieser Maßnahmen könne ein aktueller Praxisleitfaden des Verbandes für Landschaftspflege zum Herdenschutz sein. In Betracht komme dabei konkret die Unterstützung bei der Anschaffung mobiler Elektrozaunanlagen, Anpassungen der Pachtlaufzeiten, damit die Tierhalter öffentliche Förderungen beim Land beantragen können sowie dauerhafte Erdungsanschlüsse für die Zaungeräte und einiges mehr.
„Die Weidetierhalter leisten für uns einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt unserer wunderbaren Kulturlandschaft. Sie pflegen Flächen und halten diese offen. Sie erzeugen regionale Produkte und steigern die ökologische Vielfalt vor Ort. Das alleine sind schon gute Gründe genug, ihnen bei der neuen Anforderung an eine wolfssichere Tierhaltung mit öffentlichem Interesse unter die Arme zu greifen“, ergänzt Fraktionsvorsitzender Matthias Hannes.
Nicht zuletzt könne auch die Begleitung durch die städtische Pressestelle sinnvoll sein, wenn es darum geht, öffentlich die Gründe für eine Elektrozaunanlage beispielsweise entlang von Wanderwegen zu erklären. Auch die Herstellung von Informationstafeln könnte das Verständnis für die Bedürfnisse der Weidetierhaltung begleiten, sind sich die Sozialdemokraten sicher.
„Dafür werden keine großen finanziellen oder personellen Mittel der Stadt erforderlich sein. Sie werden aber sehr sinnvoll eingesetzt und leisten einen tatsächlichen Beitrag zur Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf, die dann vielleicht auch beispielgebend für weitere Städte und Gemeinden im Rheingau und darüber hinaus werden können. Vor allem lösen Sie entgegen den theoretischen und müßigen Diskussionen zum Abschuss des Wolfes in der Fläche einen tatsächlichen und direkt greifbaren Nutzen für die Tierhalter. Der Wolf gehört schließlich nach gültigem deutschen und europäischem Rech zu den am strengsten geschützten Arten, darf nicht einfach so geschossen werden und braucht gerade deshalb klare Grenzen durch einen funktionierenden Herdenschutz.“, so Hannes und Bachmann abschließend.
Die SPD Eltville werde das Thema weiter aktiv begleiten und sich auch für weitergehende Informationen für die Öffentlichkeit einsetzen.