Neuer Anlauf für Windenergie im Rheingau

SPD Eltville startet Initiative, um mit Windkraft von ausländischen Anbietern unabhängige und für alle Bürger bezahlbare Energie zu erzeugen

SPD Eltville startet Initiative, um mit Windkraft von ausländischen Anbietern unabhängige und für alle Bürger bezahlbare Energie zu erzeugen.

 

„Der Ernst der Lage im Energiesektor ist spätestens nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit direkten negativen Auswirkungen auf Deutschland uns allen ungeschönt klargemacht worden. Deshalb brauchen wir dringend Antworten auf die Frage, wie wir uns schützen und unabhängig von ausländischen Energien machen können“,

ist der stellvertretene SPD-Fraktionsvorsitzende in der Eltviller Stadtverordnetenversammlung, Ralf Bachmann, überzeugt.

Deshalb wird er sich zusammen mit den weiteren Eltviller Delegierten auf dem SPD-Kreisparteitag am 30. April in Kiedrich dafür einsetzen, dass es im Rheingau insgesamt einen neuen Anlauf für die Errichtung von Windrädern im Rheingau geben wird. Der Eltviller Ortsverein hat einen entsprechend umfangreichen Antrag eingereicht.

„Es ist uns bewusst, dass das eine hochemotionale Debatte in den letzten Jahren gewesen ist“, so SPD-Vorsitzender Tilo Maier, „wir wollen deshalb den konstruktiven Austausch mit den damaligen Kritikern der Windkraft suchen und vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen Schnittmengen ausloten“.

Durch die Flächenreduzierungen im Teilplan Erneuerbare Energien Südhessen, wie er vom Hessischen Landtag im März dieses Jahres mit den Stimmen von CDU und Grünen beschlossen worden ist, sei nun unter anderem sichergestellt, dass keine unverhältnismäßigen Belastungen für das Landschaftsbild zu befürchten seien.

„Da sind viele Flächen rausgeflogen, die der Erscheinung unserer wunderbaren Kulturlandschaft deshalb jetzt auch keinen Schaden mehr zufügen können“, ergänzt Maier insbesondere auf die Blickachsen hinter Kloster Eberbach.

In einigen Kommunalparlamenten des Untertaunus habe das Thema Windenergie nun schon sichtlich Schwung aufgenommen – teilweise sogar wie in Idstein oder Aarbergen von der CDU mitinitiiert. Da die windhöffigsten Flächen aber auf der zweiten Erhebung des Rheingaugebirges lägen, müsse auch endlich im Rheingau unter transparenter Einbeziehung der Bürger der Schritt hin zu dieser sauberen und nachhaltigen Energiequelle, von FDP-Chef Christian Lindner zutreffend als „Freiheitsenergie“ bezeichnet, geprüft werden. Ziel sei es, den Menschen im Rheingau die gleiche Chance wie denen im Untertaunus zu ermöglichen, einen spürbaren Beitrag zur Energiewende und damit zur eigenen finanziellen Entlastung zu leisten.

„Die Produktion sauberer und vor allem bezahlbarer Energie vor Ort ist nicht nur in Zeiten eines verrückten russischen Präsidenten wichtig, sondern eben dauerhaft. Die Kosten für fossile Energien werden künftig unabhängig vom Ukraine-Krieg  immer weiter steigen. Die Kosten für Wind-Technologie dagegen gehen zurück. Windkraft im Rheingau ist deshalb auch eine ureigene soziale Leistung für alle Bürgerinnen und Bürger“, ist Sozialdemokrat Bachmann überzeugt.

Neben den positiven Aspekten der Versorgungssicherheit, wie sie die CDU im Idsteiner Land und Untertaunus zurecht erkannt habe, sowie den sozialen Verbesserung einer verlässlichen und bezahlbaren Energieproduktion kämen auch die bekannten ökologischen Verbesserungen hinzu. Wie neue Studien zeigten, bestünde auch für den Rotmilan faktisch keine nennenswerte Gefahr durch Windräder. Frühere Waldflächen, die leider durch den Borkenkäfer in öde Steppenflächen verwandelt worden seien, deckten sich oft mit den Vorrangflächen für die Windenergie.

„Die Windvorrangflächen liegen in großem Umfang im Bereich toter Fichtenbestände. Ein damals richtiges Argument der Windkraftgegner von vor einigen Jahren, dass deshalb gesunder Wald gefällt werden müsse, trifft daher nicht mehr zu“, so Bachmann weiter, dem die Zukunft des Rheingauer Waldes ein großes Anliegen ist: „Gerade weil wir den Rest unseres Waldes behalten und schützen wollen, brauchen wir Energieträger, die keine Schadstoffe und klimaschädliche Gase ausstoßen und den Wald weiter zerstören“.

Dazu komme der finanzielle Aspekt für die jeweiligen Kommunen. „Wir sehen, dass in vielen Städten und Gemeinden im Rahmen der Haushaltsberatungen die Frage nach Anhebungen der Grundsteuer immer wieder im Raum steht. Durch die nennenswerten Einnahmen aus Flächenverpachtung und Steuereinnahmen wie man es beispielsweise in Heidenrod sieht, können diese Realsteueranhebungen oft vermieden werden“, ist SPD-Fraktionsvorsitzender und Haushaltsexperte Matthias Hannes überzeugt. Dazu kämen Modelle wie Bürgergenossenschaften oder das Windgeld für die örtlichen Kommunen und deren Bürger.

„Auch der Weinbau würde von den Anlagen profitieren, indem örtliche Stromquellen für Wasserpumpen vom Rhein in die Weinberge zur Verfügung stünden“,

bezieht sich Ralf Bachmann auf die Erkenntnisse der Weinbau-Herausforderungen künftiger Jahre, mit weiterhin vielen trockenen Sommermonaten und den Fragen der Wasserversorgung in den Wingerten. Dazu komme für die SPD die Überzeugung, dass man lieber hocheffiziente Windräder im Rheingaugebirge möchte – wie es auch der Bund der Steuerzahler in  seiner Märzausgabe des „Der Steuerzahler“ formuliert habe, als viele großflächige Solaranlagen über den gesamten Rheingau und dessen Weinlagen verteilt.

„Wir können und wollen im Rheingau nicht weiter zusehen, wie unsere kulturelle Existenzgrundlage, der Weinbau, durch fortschreitende klimatische Verschlechterungen zerstört wird. Deshalb brauchen wir jetzt saubere und erneuerbare Energiequellen, die uns zudem unabhängig von Despoten wie Putin und anderen machen“, so die Eltviller Sozialdemokraten, die sich bewusst sind, dass es aus dem überschaubaren Kreis der Windkraftgegner erneut eine große Kampagne gegen dieses wichtige Anliegen geben wird.

„Wir verstehen die Bedenken der Herren von der BI Pro Kulturlandschaft durchaus und wissen, dass sie finanziell zu großen und eindrucksvollen Hochglanzkampagnen in der Lage sind. Angesichts der besonderen Herausforderungen für die Versorgungssicherheit unseres Landes reichen wir aber den  Aktiven, insbesondere den Herren Lang, Dertz und Gänsler der BI die Hand für konstruktive Gespräche. Uns eint das Ziel und Interesse, unseren wunderschönen Rheingau zu bewahren und seine Bürger zu entlasten. Sicher finden wir eine gemeinsame Schnittmenge“, ist Stadtverordneter Ralf Bachmann abschlie0end überzeugt.