Eltviller SPD-Fraktion greift Initiative von NABU-Mitgliedern und Artenschützern auf und stellt Antrag im Stadtparlament
„Bitte helft uns!“ steht auf dem Schild, das ein kleiner Plüschfrosch in der Hand der Rheingauer Natur- und Artenschützerin Isa Lipp trägt. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Amphibien, aber auch noch viele andere Arten an der Straße zwischen Hattenheim und Kloster Eberbach derzeit noch ein großes Problem haben. Feuersalamander, Erdkröten und weitere in ihrem Bestand gefährdete Tiere queren die dortige Landstraße mit der hohen Gefahr überfahren zu werden.
Darauf hatte Lipp den Eltviller SPD-Stadtverordneten Ralf Bachmann aufmerksam gemacht, dessen Fraktion sich der Sache nun in der Eltviller Stadtverordnetenversammlung angenommen hat. Ziel ist es, HessenMobil dazu zu bewegen, an den wichtigen Stellen sogenannte Entwässerungs- bzw. Querungshilfen einzubauen, die unter der Fahrbahn verlaufen und den Tieren einen sicheren Weg auf die andere Seite ermöglichen.
„Denn die Tiere kommen nicht nur unter die Räder, sondern können bereits durch die Sogwirkung von vorbeifahrenden Autos getötet werden“, ergänzt Isa Lipp.

Wie Johannes Lipp vom NABU Rheingau weiß, finden sich rund um Kloster Eberbach noch Populationen der nach der Bundesartenschutz-Verordnung geschützten und teils gefährdeten und bedrohten Amphibien- und Reptilienarten wie Äskulapnatter, Feuersalamander, Gelbbauchunke, Knoblauchkröte, Berg- und Fadenmolch. Auch die größte bekannte Population der Erdkröte im Rheingau befindet sich dort. Dies liege insbesondere an der herausragenden topographischen Lage dieses Talbereichs mit seinen umliegenden, bewaldeten Hängen der Ausläufer des Rheingaugebirges und dem glasklaren, sauerstoffreichen Eberbach mit seinen, ihn begleitenden, Weichholzauen.
„Seit ich ein kleines Kind bin, trage ich Kröten und Feuersalamander über die Straße. Deshalb sehe ich, wie wichtig es ist, die einzigartige Amphibienfauna am Kloster Eberbach zu schützen , damit diese Tiere besonders von jungen Menschen auch in Zukunft noch bestaunt werden können“ , ergänzt Tochter Alin Lipp.
Die betroffene L3320 ist durch den Tourismus- und Besucher-Verkehr von Kloster Eberbach und der Vitos-Klinik ganzjährig stark befahren, weshalb die Stiftung Kloster Eberbach in guter Zusammenarbeit mit dem vor Ort aktiv tätigen NABU-Rheingau und engagierten Bürgern des Rheingaus zur Wanderungszeit der Amphibien seit über 10 Jahren mobile Schutzzäune in Handarbeit auf einer Länge von rund einem Kilometer errichtet und danach wieder abbaut, um diese vor dem Verkehrstot zu bewahren.
Die Tiere werden, organisiert über einen Sammelplan, in Tragegefäße am Zaun entlang eingesammelt und anschließend auf der anderen Seite der Fahrbahn wieder in die Freiheit entlassen und wandern so gefahrlos weiter zum nahe gelegenen Eberbach, oder in den Löschteich südlich des Klosters, um nach erfolgter Paarung dort abzulaichen. Dies ist einerseits mit enormem Zeitaufwand bei Wind und Wetter verbunden. Zudem bietet der mobile Zaun nur einen etwa 80-prozentigen Schutz, da durch die Witterung, aber auch mutmaßliche Zerstörung immer wieder Lücken entstehen, die von den Helfern mühevoll wieder in Stand gesetzt werden.
„Darüber hinaus ist es sinnvoll, wegen der zunehmenden Starkregen-Ereignisse aufgrund des Klimawandels in diesem gefährdeten Hangabzugs-Bereich eine ausreichend dimensionierte Niederschlagswasser-Ableitung in die Fahrbahndecke einzubauen, um Unter- bzw. Überspülungen der Fahrbahn entgegen zu wirken“, ist Stadtverordneter Ralf Bachmann überzeugt,
Hierfür gibt es am Markt zahlreiche Elementsysteme, deren Einbauplanung von einem kompetenten Ingenieurbüro übernommen werden könne. Damit würden „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, da diese sogenannten Querungshilfen sowohl der Entwässerung, als auch dem Artenschutz dienlich seien, sind sich SPD und die Initiatoren einig. Zwar befindet sich die L3320 nicht in der Baulast der Stadt Eltville am Rhein, dennoch ist es im Sinne des Allgemeinwohls, das vom NABU Rheingau und vielen Rheingauer Bürgern vorgetragene Anliegen, wegen des Erhalts der Artenvielfalt gegenüber Hessen Mobil als Trägerbehörde in Form von mindestens zwei dauerhaft einzubauenden Querungshilfen, einzufordern. Der Einbau würde auch die jahrelangen Bemühungen und mit großem Aufwand durchgeführten Amphibienschutzmaßnahmen der Stiftung Kloster Eberbach mit Unterstützung des NABU Rheingau, rund um das Kloster sowohl aus touristischer, als auch artenschutzrechtlicher Sicht hervorragend vervollständigen. Der Einbau sei sogar möglich, ohne die neue Fahrbahndecke nochmals zu öffnen.
„Gemeinsam sollte jede Möglichkeit ausgeschöpft werden, um die Artenvielfalt auch hier im Rheingau zu erhalten. Denn Umweltzerstörung findet nicht nur im fernen Amazonas statt, sondern auch direkt vor unserer Haustür“, appelliert Isa Lipp.
Die Durchsetzung dieser Maßnahme über die kommunalpolitische Initiative der Stadt gegenüber HessenMobil hätte darüber hinaus eine positive Bedeutung für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele und für die Nachhaltigkeitsstrategie, die sich die Eltviller Stadtverordnetenversammlung geben will.

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