Unter dem Titel „Zusammen weiter für den Eltviller Stadtwald“ legt die SPD-Fraktion zur nächsten Stadtverordnetenversammlung am 12. Juli einen umfangreichen Antrag zum Thema Wald vor. Darin beantragen die Sozialdemokraten, dass die Verwaltung zu vielfältigen Aspekten des Waldbaus in enger Abstimmung mit dem beauftragten Forstdienstleister HessenForst darlegt, unter welchen Rahmenbedingungen die künftige Entwicklung des Eltviller Waldes zum klimastabilen Wald erreicht werden soll. Dies wird im sogenannten Forsteinrichtungswerk geregelt, das nun wieder zur Fortschreibung ansteht.
„In der letzten Wahlzeit gab es bei den gewählten Stadtverordneten der übrigen Fraktionen ebenfalls ein erkennbares Interesse an unserem Wald. Wir gehen davon aus, dass das auch nach der Neuwahl der Fall ist und wir zusammen eine große und breite Lobby für unsern Wald in der Eltviller Stadtverordnetenversammlung schaffen können. Das ist auch nach wie vor bitter nötig. Unser Wald ist noch lange nicht über den Berg“, appelliert der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Bachmann.
Ganz konkret möchte die SPD, dass das zuständige Forstamt Rüdesheim nach der zurückliegend ausweichenden Antwort auf die Frage nach plastikfreien und abbaubaren Wuchshüllen für junge Bäume den Markt weiter genau beobachtet und wie beispielsweise das Forstamt Wiesbaden solche Furnier-Hüllen, auch möglichst bald nutzt. Schließlich zeige sich der Rambacher Revierförster Christoph Kuska „begeistert“ von den neuen Hüllen, die nicht einmal teurer als die Plastik-Hüllen seien.
Weiter soll das Thema der gewählten Forst-Zertifizierung erörtert werden. Für eine FSC-Zertifizierung sind unter anderem zehn Prozent der Fläche als sogenannte prozessgeschützte Lernfläche auszuweisen. Wo die in den 2.500 Hektar des Eltviller Stadtwaldes abgebildet werden könnten, soll gezeigt werden. Hessenforst bewirtschaftet derzeit zwar den Staatswald nach FSC, in Eltville und anderen Kommunen im Rheingau ist die PFSC-Zertifizierung aktuell.
Nachdem auch dargelegt werden soll, für welche Maßnahmen die eingesparten Mittel für die günstigere Betreuung durch HessenForst im vergangenen Jahr eingesetzt wurden oder noch werden, beziehen sich die weiteren Punkte sehr detailliert auf einzelne Forstbesonderheiten, wie dem Schirmschlagverfahren und Pilzbefall bei Buchen, der Auflichtung des Waldes mit negativen Auswirkungen auf den eh schon zu hohen Wildtierbestand oder Schäden in der natürlichen Wasserversorgung der Bäume durch das Befahren mit schwerem Harvester-Gerät.
Die SPD interessiert aber auch, ob der frühere Ansatz des Ertragswaldes vor dem Hintergrund des Klimawandels und den vielfältigen Aufgaben des Waldes für die Bevölkerung überhaupt noch realistisch sei. Das bedeute die Frage, ob das aktive Anpflanzen kleiner Setzlinge überhaupt erfolgreich sei, oder nicht die Natur selbst am besten die Heilung des Waldes befördern könne.
Auch durch den Borkenkäfer abgestorbene Fichten könnten, wenn von ihnen keine Gefahr für Wanderer oder Waldarbeiter ausgehe, stehen bleiben und damit den jungen, natürlich keimenden Bäumchen in heißen Sommermonaten einen gewissen Sonnenschutz bieten. „Wer schon einmal im Harz gewesen ist, weiß, dass dort genau so gearbeitet wird. Die dortigen Borkenkäfer-Totholzflächen im Nationalpark Harz haben sich äußerst schnell ganz von alleine mit heimischen Arten erholt“, so Bachmann weiter.
Gerade auch die forstwirtschaftliche Diskussion über sogenannte „Wunderbäume“, also Baumarten aus südlichen Ländern, die angeblich auch in Trockenheit und Hitze schnell viel Holz lieferten, müsse kritisch begleitet werden. „Es ist niemandem geholfen, am wenigsten unserem Wald, wenn man an dieser Stelle auf die falsche Art setzt und später einsehen muss, dass die Baumart dafür beispielsweise einen strengen Winter nicht übersteht oder – noch schlimmer – das vorhandene ökologische System stört und infolge dessen andere Baumarten geschädigt werden“, so Stadtrat Wilfried Koch.
Nicht zuletzt setzt sich die SPD dafür ein, dass klassische aber nun wieder kommende Bewirtschaftungsmethoden wie der Einsatz von Rückepferden vorgesehen werde, wo er sich anbiete.
„Die zurückliegende Mitteilung von HessenForst hat gezeigt, dass das möglich ist, es dafür Anwendungsbereiche auch bei uns gibt und das sogar vom Land Hessen gefördert wird. Dann sollten wir das nutzen, um den Waldboden nicht unnötig weiter mit Schwerlastfahrzeugen zu verdichten und damit zu zerstören“, so Koch und Bachmann.