Eltviller Fraktionen wollen die Idee des Bestattungswaldes trotz Blockade des Bürgermeisters noch nicht aufgeben
Auf Antrag der Fraktionen von SPD, FDP, Grüne und Bürgerliste beauftragte die Eltviller Stadtverordnetenversammlung vor über einem Jahr den Magistrat, die Machbarkeit eines Bestattungswaldes im Stadtwald zu prüfen. Das Ergebnis liegt nun in Form einer Mitteilungsvorlage vor und kommt zum Ergebnis, dass ein Stadtwald aus vielerlei Gründen nicht sinnvoll umsetzbar sei.
„Leider überrascht dieses Ergebnis überhaupt nicht, denn Bürgermeister Patrick Kunkel wehrte sich schon zu Zeiten der Antragsberatung mit Händen und Füßen gegen die Idee. Warum? Das kann wohl nur er selbst erklären“, zeigt sich SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Hannes wenig überrascht.
Der Verwaltung selbst könne man dabei zum Ergebnis der Prüfung keinen Vorwurf machen. Denn eine ergebnisoffene Betrachtung sei offensichtlich vom Bürgermeister zu keinem Zeitpunkt unterstützt worden.
„Das ist schon deshalb unglaublich bedauerlich, weil es sich bei der Idee eines solchen Bestattungswaldes nicht nur um das Ziel der antragstellenden Fraktionen handelt, sondern um den belegbaren Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, wie eine Bürgerversammlung im letzten Jahr klar gezeigt hat. Deshalb werden wir weiterhin am Thema dranbleiben.“, ergänzt Grünen-Fraktionsvorsitzender Guntram Althoff.
Wie die Fraktionsgruppe darlegt, könnten die mitgeteilten Gründe gegen einen Bestattungswald in keinem Punkt überzeugen. Schon die Art der Abfrage bei den privatwirtschaftlichen Anbietern Bestattungswald GmbH und RuheForst GmbH, die bereits im Rheingau-Taunus-Kreis eigene Wälder eingerichtet hätten, führe zwangsweise dazu, dass sich diese aus Angst vor einer kommunal betriebenen Konkurrenz in Eltville gegen einen bestehenden weiteren Bedarf aussprächen. Dies werde auch durch die Feststellung ersichtlich, dass diese nach eigener Aussage „betriebswirtschaftlich wenig Gewinnchancen“ sähen.
„Wie die Mitteilung gezeigt hat, finden derzeit fast jede zehnte Eltvillerin und Eltviller die letzte Ruhe in einem Bestattungswald außerhalb Eltvilles, weil es hier kein Angebot gibt. Die erweiterten Friedhofsangebote nehmen wir zwar mit Wohlwollen zu Kenntnis, verstehen jedoch nicht, warum ein zusätzlicher Bestattungswald im Eltviller Stadtwald nicht machbar sein soll. Die steigenden Waldbestattungen unter Eltviller Bürgerinnen und Bürger bescheinigen die Nachfrage doch klar und deutlich.“ so FDP-Fraktionsvorsitzender Mark Ellis.
Weiter werden der angeblich hohe Aufwand und die Kosten für den notwendigerweise aufzustellenden Bebauungsplan angeführt, gleichzeitig aber auch dargelegt, dass diese Kosten über die Bestattungsgebühren umgelegt werden könnten. Dies nehmen die Antragsteller zum Anlass festzuhalten, dass die derzeitigen Kosten der Bestattung auf den bestehenden Friedhöfen um ein Vielfaches über den Bestattungskosten benachbarter Bestattungswälder liegt. Somit bliebe eine dortige Bestattung auch trotz dieser Kosten, die je nach Umfang der einzurichtenden Grabstellen weiter sinken würden, nennenswert niedriger als eine konventionelle Bestattung.
In der Mitteilung wird mit einer Mindestfläche von 10 Hektar gerechnet, die so aus Sicht der Fraktionen für eine erste Einrichtung aber nicht erforderlich ist. So umfasse der bisher eingerichtete Bestattungswald der Gemeinde Heidenrod nur 13 Bestattungsbäume auf entsprechend überschaubarer Fläche.
Nicht zuletzt sei der Hinweis auf weitere Personalkosten für einen Bestattungswald-Förster eine Milchmädchenrechnung. Gerade in der zurückliegenden Waldbegehung sei offen erkennbar geworden, dass der Eltviller Wald in den kommenden Jahren ein besonderes Maß an Pflege benötigen wird. Man komme somit sowieso nicht an einer personellen Aufstockung umhin. Dies mit der Pflege eines einzurichtenden Bestattungswaldes auf einer angemessen großen Fläche zu kombinieren dränge sich daher geradezu auf.
„Unser Wald wird auf absehbare Zeit kein nennenswerter Ertragslieferant mehr sein, sondern ein Zuschussgeschäft bleiben. Umso wichtiger sollte es dem Bürgermeister als Kämmerer doch sein, den Wald im Rahmen der klimatischen Rahmenbedingungen nutzbar zu machen“, sagt SPD-Stadtverordneter Ralf Bachmann.
Eindrucksvoll stelle sich die Statistik im Zuge der Abfrage örtlicher Bestatter dar. So sei in den vergangenen Jahren der Anteil der Bestattungen im Wald spürbar angestiegen und befinde sich jetzt schon bei fast 10 Prozent aller Bestattungen. Dieser Trend werde sich fortsetzen, sind die Antragsteller überzeugt. Ein politisches Wegducken der Verwaltungsspitze könne daher keine angemessene Reaktion sein.
Abschließend kommt die Mitteilungsvorlage zu dem Ergebnis, dass es effektiver sei, die Bestattungsmöglichkeit innerhalb der bestehenden Friedhöfe zu gestalten und hier attraktive Möglichkeiten anzubieten. Der Friedhofsinnenbereich solle weiterhin im Fokus bleiben.
„Die Bestattung im Wald ist eine individuelle Entscheidung. Das ist eine Frage der Lebenseinstellung für welche Variante man sich entscheidet. Man sollte nicht den Erhalt des klassischen Friedhofes fürchten, er bietet so vielfältige Möglichkeiten, sondern nur zusätzlich auch diese Form anbieten“. sagt Henry Gaber, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste.
Die Kirche erlaube mittlerweile geistliche Begleitung bei Baumbestattungen, wenn der Verstorbene christlichen Glaubens gewesen ist. Schließlich hätten alle Friedhöfe eine wichtige gesellschaftliche Funktion als Ort des Gedenkens und der Begegnung. Auch die Bestattungsform im Wald sei keineswegs anonym.
Da der bestehende Bürgerwille für einen Bestattungswald allerdings sinnvoll nur umgesetzt werden könne, wenn auch der Bürgermeister und die ihn tragende CDU-Fraktion dahinterstehe, ist es aus Sicht der befürwortenden Fraktionen derzeit müßig, konkrete und weitergehende Anträge zu stellen. Die Idee der Einrichtung eines Bestattungswaldes werde aber nicht aufgegeben, da der Bedarf danach stetig steigen werde.
„Wer aus der Bürgerschaft heraus den Wunsch nach der Einrichtung eines Bestattungswaldes im Eltviller Stadtwald hegt, kann das gerne auch mündlich, telefonisch oder schriftlich an Herrn Bürgermeister Patrick Kunkel richten.“, fordert Bachmann abschließend die Bürgerinnen und Bürger auf.