Mit der Sanierung der Toiletten am Marktplatz in Erbach wurde die zuvor kostenlose Anlage auf ein Bezahlsystem umgestellt. Aus Sicht der SPD hat diese Entscheidung zwei Makel.
Zum einen war in der gesamten politischen Diskussion um die Toilettensanierung nie davon die Rede, dass eine Bezahltoilette entstehen soll. Zum anderen ist es aus Sicht der Genossen ein fatales Signal: So kann dies bei Menschen, die kein passendes Bargeld dabeihaben, zu unangenehmen Folgen führen.
Deshalb stellte Ortsbeirätin Petra Maier im Ortsbeirat einen Antrag, der für Erbach weiterhin kostenfreie Toiletten vorsieht.
„Öffentliche Toiletten dienen dazu, eine Verunreinigung des Stadtteils zu verhindern und Menschen schnell und unkompliziert sanitäre Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, die aus gesundheitlichen Gründen auf frei zugängliche Toiletten angewiesen sind“, so Maier.
Dieser Argumentation schloss sich allerdings die CDU-Mehrheit im Erbacher Ortsbeirat nicht an. Vielmehr beharrte die CDU auf dem Bezahlsystem und brachte Vandalismus und Verunreinigung als Argumente auf.
Das wiederum sieht Maier und mit ihr die SPD anders.
„Die „Bezahltoilette“ bietet weder Gewähr für weniger Verschmutzung noch schrecken 50 Cent potenzielle „Vandalen“ ab“, so Stadtrat Wilfried Koch.
Auch der Stadtverordnete Tilo Maier kann die Argumente der CDU-Ortsbeiräte nicht nachvollziehen. „Auch wenn Geld bekanntlich nicht stinkt, eine „Latrinensteuer“ wie im alten Rom passt nicht zu einer Stadt wie Eltville. Ganz davon abgesehen: Während in Europa und Nordamerika die Bargeldzahlung immer weniger wird, führt sie die Verwaltung ausgerechnet bei Toiletten ein. Das passt nicht ins Jahr 2020.“
Die SPD wird nun auf die anderen Fraktionen zugehen und ausloten, ob es Mehrheiten für kostenlose Toiletten gibt. Es ist offensichtlich, dass sonst versucht wird auch in anderen Stadteilen auf Bezahltoiletten umzustellen. In jedem Fall wird dies dann nicht mehr durch die Hintertür umzusetzen sein.